Tipps zur Suchmaschinenoptimierung - Kapitel "Grundlagen-Verlinkung"
canonical – Link-Element im Einsatz
Ein paar Monate nach dem stürmischen Auftritt des „canonical-Tags“ (ja, es ist kein Tag, aber was soll´s?) sind erste Erfahrungen, typische Probleme und hilfreiche Anwendungen der Anweisung zur Definition einer eindeutigen Seitenadresse in der Praxis bekannt. Aus diesem Grund soll das Thema in diesem Beitrag erneut aufgenommen werden.
Das geht sicher nicht, ohne nochmals darauf hinzuweisen, dass die Vermeidung doppelter Inhalte bzw. mehrfacher Adressen für den gleichen (oder fast gleichen) Inhalt der Bekämpfung der Symtome jederzeit vorzuziehen sind. Da es aber nun mal im echten Leben nicht so einfach ist und auch nicht immer alle Mittel zur Verfügung stehen, die man für ordentliche Redirects braucht, ist „canonical“ mitunter das einzige Mittel.
Beispiele für den Einsatz
Gut bewährt hat sich die Benutzung z. B. bei Sites, die eine Session-ID in URLs nicht vermeiden können. Wer hier auf jeder Seite eine saubere Adrese hinterlassen kann, steht je nach Anzahl und Gestalt eingehender Links anschließend potentiell gestärkt da. Auch überall dort, wo Affiliate-Kennungen durch Betrieb eines Partnerprogramms oder Kampagnentags bei Bannern etc. in eingehenden Links vorhanden sind, ist auf der Zielseite die Anbringung eines canonical-Link-Tags eine gute Idee.
Wer dynamische AdWords-Zielseiten mittels Parametern möglichst genau auf Anzeigentexte abstimmt und Keywords oder Varianteninformationen übergibt, produziert ebenfalls in der Regel „fast gleiche“ Versionen einer Seite, die er möglicherweise mit einer eindeutigen Adresse versehen will. Sollten aber ausschließlich Anzeigen diese unterschiedlichen Versionen nutzen und keine anderen Links auf diese „Sonder-Fassungen“ einer Seite bestehen, ist ein Verzicht in Erwägung zu ziehen. Denn neuere Browser wie ein einigermaßen aktueller Firefox zeigen bei Vorhandensein einer „canonical“-Adresse, die von der aktuellen Adresse abweicht, eine spezielle Schaltfläche, mit der auf diese andere Fassung umgestellt werden kann. Die mühselig per Parameter in die Seite eingepflanzten Anpassungen sind so wieder verschwunden und der Besucher behält vielleicht einen schlechten Beigeschmack im Erinnerung…
Dann schon lieber ein Einsatz bei typischeren Anwendungsfällen wie Parametern, die auch innerhalb der Site zum Einsatz kommen und z. B. Varianten in der Darstellung (andere Farbe des Produktbilds o. Ä.), Sortierungen von Listen etc. steuern – hierfür ist das element gedacht und wird auch nicht nur von Google, sondern auch Bing und Yahoo respektiert (früher hätte die Reihenfolge noch „Google, Yahoo und Microsoft“ gelautet. Wie schnell sich sowas doch ändern kann ;)).
Grenzen und Probleme
canonical ist kein Allheilmittel. So kann es zwar mit verschiedenen Hostnamen der selben Domain verwendet werden (also z. B. mit oder ohne www oder Verweise von Subdomains auf die Hauptdomain), Domaingrenzen sind aber damit nicht zu überwinden. Was auch gut so ist, weil sonst jeder per canonical-Tag behaupten könnte, seine Inhalte seien eigentlich auf einem anderen Server zuhause… (Update: Nachdem es zuerst auch über Subdomaingrenzen hinweg eingesetzt werden konnte, ist nun auch die Domainschranke gefallen und rel=canonical ist damit zum kleinen Bruder von 301 geworden…). Die „www-Frage“ oder Probleme verschiedenster Domains, die die gleichen Inhalte servieren, werden also nach wie vor besser mit 301-Weiterleitungen behandelt (was auch nach dem Update richtig bleibt).
Bei der Verwendung ist es je nach Struktur eine gute Idee, absolute Pfade als „href“ anzugeben, statt relativer Pfadangaben. Denn so ist auch bei „Umzug“ einer Seite in eine andere Verzeichnisebene oder Auslieferung über eine Subdomain sichergestellt, dass die eigentlich gewollte Adresse angesprochen wird.
Bei den Adressen selbst sollte man sich zudem – zumindest wenn man canonical gewollt, gezielt und manuell einsetzt – davon überzeugen, dass die als eindeutige Adresse angesehene Seite auch tatsächlich exisitert, bereits im Index der bevorzugten Suchmaschine vorhanden und nicht zufällig schon mit einer weiteren, abweichenden canonical-Adresse versehen ist. Theoretisch kann zwar Seite A auf Seite B und dann Seite B auf Seite C als canonical zeigen, solche Spielchen möchte aber weder ein Webmaster noch eine Suchmaschine mitmachen. Allzu schnell hat man ein Konstrukt geschaffen, in dem sich die Zuweisung einer „eigentlich anderen Seite“ endlos im Kreis dreht.
Man kann also eine Menge falsch machen – wie bei allen anderen Methoden zur Vermeidung (oftmals faktisch unvermeidlicher) doppelter Inhalte. Dennoch sollte ein Einsatz – solange er überdacht, gezielt, in kontrollierter Menge und mit überprüften Effekten erfolgt – in vielen Fällen nicht nur die einzige Lösung sein, sondern auch recht gut funktionieren. Also z.B. nicht einfach so per Template „versuchsweise“ in eine umfangreiche Domain einbauen, sondern an Stellen mit den o. A. Standardproblemen wie Session-IDs (einzeln, nicht das ganze System auf einmal), Kampagnen-, Affiliate-Parameter etc. vorsichtig und bei einzelnen Seiten testen, wenn nur irgend möglich. Und als letzter Ausweg bleibt die Hoffnung, dass die Suchmaschine versteht, was gemeint ist (und nicht, was gesagt wurde) oder im Zweifelsfall ignoriert, was unlogisch erscheint. Wenn zwei Seitenversionen grundsätzlich voneinander abweichen und die Unterschiede nicht nur marginal sind, wird canonical sicher auch morgen noch in´s Leere laufen.