Tipps zur Suchmaschinenoptimierung - Kapitel "Grundlagen-Arbeitsweise von Suchmaschinen"
Wer zum Teufel ist eigentlich dieser „Trust“?
Es gibt ein grundsätzliches Problem, wenn eine Tippsammlung sich an kleine Webmaster und Einzelkämpfter richtet, die sich – hauptsächlich eben OnPage – mit der Optimierung von Domains und Webseiten für Suchmaschinen rumschlagen müssen oder dürfen: Wie vermeidet man die Erwähnung von eher „kurzlebigen“ Konzepten, ohne allzu sehr zu vereinfachen oder komplett zu verschweigen? Und in welchem Umfang ist es überhaupt noch sinnvoll, über Begriffe wie Trust, Authority, Influence oder sonstwas überhaupt ein Wort zu verlieren? Wenngleich der PageRank mehr oder weniger „tot“ und zumindest in der in Toolbars „sichtbaren Form“ mehr oder weniger witzlos ist, bleibt ja das eigentliche Konzept gültig: Links bringen „etwas“ (auch hier hilft die Existenz vieler Begriffe wie Linkjuice & Co. kaum dem einheitlichen Verständnis weiter). Und zwar mal mehr und mal weniger. Je nachdem, wo sie herkommen, wo sie hingehen, welche Inhalte den Link umgeben und wie der Linktext gestaltet ist.
Doch obschon dieses Wissen auf einer groben Ebene ausreicht, um nachzuvollziehen, warum Links wichtig sind und dass es Regeln gibt, wenn man sich mit dem Aufbau oder der Analyse von Links befasst, stellen sich dem anwendenden Webmaster, dessen Kernaufgabe und -kompetenz eben nicht im Bereich SEO liegt, schnell ganz konkrete Fragen: Was bringt mir genau dieser oder jeder Link? Lohnt sich überhaupt die Mühe? Oder auch: Warum bekomme ich nun auf einmal regelmäßig „Linktauschangebote“, die mehr oder weniger alle gleich aussehen und was soll ich damit machen? Wann und wie soll ich selbst überhaupt noch Links „spendieren“?
Damit Antworten nicht allein auf dem Leitsatz „Jeder Link bringt sicher irgendwas und was soll schon passieren?“ basiert, ist es zumindest hilfreich, von der Existenz anderer… „Betrachtungsweisen“… zu wissen, wenn es um die Qualität einer Domain, einer Seite, eines Links geht. Zwei davon, die sicherlich nicht unwesentlich und mit wechselndem Einfluss mal mehr und mal weniger für das Ranking einer Seite zu einem Begriff verantwortlich sind, sind „Trust“ und „Authority“, die im Folgenden ab sofort (und verlustfrei für das Verständnis) als „Vertrauen“ und „Autorität“ übersetzt genutzt werden. Nicht, dass es sich um „Ersatzkonzepte“ für den PageRank handelt, sondern um andere Sichtweisen auf das gleiche Thema: Inhalte und deren Verlinkungsstruktur – nur, dass hier primät die Qualität von Links in den Fokus rückt und nicht deren Menge.
Faktor „Vertrauen“
Warum muss man sich als Suchmaschine überhaupt mit „Vertrauen“ herumschlagen? Genau – wegen der vielen Seiten, die es in der Vergangenheit, Gegenwart und auch in Zukunft darauf abgesehen haben, für bestimmte Begriffe gute Rankings zu erreichen, obwohl diese – freilich rein aus Sicht der Suchmaschine – nicht gerechtfertigt sind. Über Suchmaschinenspam, Überoptimierung & Co. steht hier in dem einen oder anderen Beitrag schon genug. Weil es also eine Menge an Quellen im Web gibt, denen Suchmaschinen nicht trauen – aus Erfahrung oder aufgrund der Tatsache, dass diese Quellen ganz neu sind oder warum auch immer – wurde ein Konzept benötigt, um verschiedene „Vertrauensstufen“ (sprich: „Trustrank“ – wer es wirklich ganz genau wissen will, findet seine Antworten in dieser PDF-Datei) aufzubauen. Sehr einfach ausgedrückt funktioniert das so:
Man definiert einen „Topf“ von x Websites, denen man mehr oder weniger zu 100% als Suchmaschine „vertraut“. Also Quellen, deren Inhalte von gesicherter Qualität sind: Durch redaktionelle Bearbeitung, mehrstufige Kontrollketten und regelmäßige Publikation ist hier gewährleistet, dass wertvoller, aktueller und gepflegter Content publiziert wird, der mehr oder weniger „frei“ von Suchmaschinenspam ist. In diesem Topf sind also Websites mit dem höchsten Vertrauen. Große Nachrichtenportale, etablierte Institute, ausgesuchte Konzernwebsites und regierungsnahe Websites findet man also vorzugsweise hier – aber ganz sicher nicht alle.
Alles, was nun von hier aus direkt verlinkt wird, erbt einen großen Teil des Vertrauens. Denn wenn eine 100% zuverlässige Quelle eine andere per Link empfiehlt, kann diese nicht ganz unzuverlässig sein. Wie die Kette nun weitergeht, ist sicher einleuchtend: Betrachtet man die beschriebene Auswahl zuverlässiger Quellen als Ebene 1, erben direkt verlinkte Domains (also Ebene 2) noch eine ganze Menge an Vertrauen und können wiederum etwas davon an eine dritte Ebene per Link weitergeben (und – nicht unendlich – so weiter). Je tiefer man in dieser Abfolge fortscheitet, desto weniger Vertrauen kann per Link von A nach B fließen. Wie weit man aus Verlinkungssicht von einer der Top-Domains der ersten Ebene entfernt ist, spielt also in dieser Sichtweise eine Rolle, die auch bei Suchmaschinen in die Rankingberechnungen mit einfließen.
Das Vertrauen ist somit unabhängig von einem bestimmten Thema (bzw. bestimmten Keywords), sondern beeinflusst grundsätzlich die Chancen für alle Seiten einer Domain für ein erfolgreiches Ranking. Umgekehrt kann man sich auch leicht ein Konzept vorstellen, in dem es einen ähnlichen Pool bekannter nicht-vertrauenswürdiger Sites gibt, von denen man möglichst nicht einmal über Umwege Links erhalten möchte, um das Vertrauen in die eigene Domain nicht zu stören. Und selbst, wenn ein Vertrauenswert, den eine Suchmaschine einer Domain zuweist, auch noch von anderen Faktoren abhängen sollte (auch im realen Leben gibt es mehrere Wege, Vertrauen aufzubauen oder zu vernichten), so reicht es generell aus zu wissen, dass man zählbar Vertrauen gewinnen… oder auch verlieren kann. Ist das nun etwas grundlegen Neues? Nein. Wer sich an Dinge wie „schlechte Nachbarschaft“, Vermeidung „unnatürlichen“ Linkaufbaus und andere Regeln hält, die ohne technischen Hintergrund durchaus nachvollziehbar sind, braucht möglicherweise gar keine neuen Schläuche für den alten Wein…
Außerdem ist diese Betrachtungsweise unabhängig vom eigentlichen Thema der beteiligten Websites und daher für sich allein nicht hilfreich, wenn es darum geht zu bestimmen, ob ein konkreter Link nun gut oder kontraproduktiv ist. Selbst auf Domainebene – also unabhängig von einzelnen Seiten – existiert der bereits mehrfach zitite Faktor der „Relevanz“, welcher immer nur im Zusammenhang mit einem konkreten Thema / Begriff von Bedeuting sein kann. Die Qualität eines Links – und der Nutzen für die eigene Domain – hängt also nicht zuletzt auch davon ab, wie nah beide Seiten bzw. Domains thematisch voneinander entfernt sind. Während man also bei etablierten Nachrichtenportalen vielleicht Links gern aus jeder Rubrik nimmt, um dem Vertrauensfaktor auf die Sprünge zu helfen, achtet man bei anderen Linkpartnern besser auch auf den Zugewinn für die Relevanz, die man für ein bestimmtes Thema zeigen möchte – sowohl auf Ebene der Domain als natürlich auch einzelner Seiten, denn diese sind es, die schlussendlich für bestimmte Begriffe in die Suchtreffer schaffen sollen. Der nächste Beitrag wird sich daher um Autorität drehen und damit konkreter einzelne Seiten betrachten.