Tipps zur Suchmaschinenoptimierung - Kapitel "Grundlagen-Besonderheiten"

Suchmaschinenoptimierung speziell für Bing?

Ungeachtet der Tatsache, dass sich in Deutschland auch nach dem Neustart der MS-Suchmaschine als „Bing“ nicht viel an den Marktanteilen in der Suche geändert hat, stellt sich vielleicht spätestens nach einem tatsächlich faktisch erfolgten Wegfall der Yahoo-Suchtechnologie und Ersatz durch Bing-Ergebnisse die Frage, ob und was man für Bing besonders beachten muss. Vor allem, wenn sich die eigenen SEO-Bemühungen eher auf die Grundlagen beziehen sollen, können oder müssen – sind dann überhaupt spezielle Dinge zu beachten?

Wer sich bei der OnPage- / OnSite-Optimierung darauf konzentriert hat, ordentliche Titel, relevanten und gut strukturierten Content, schöne URLs etc. anzubieten und darüber hinaus den einen oder anderen Link für seine Startseite oder bestimmte Unterseiten ergattern konnte, wird möglicherweise feststellen, dass er in der einen Suchmaschine viel bessere Ergebnisse erzielen kann als in der anderen. Dabei kann die Reihenfolge je nach Seite und Keyword auch für die eigene Domain durchaus unterschiedlich ausfallen, obwohl man ja eigentlich „immer das Gleiche“ beachtet hat. Unterschiede in der Gewichtung einzelner Ranking-Faktoren bei Suchmaschinen sind also durchaus auch für den „seo-orientierten“ Webmaster spürbar, ohne dass er sich auf spezielle Suchmaschinen konzentriert hätte.

Ursachen für Unterschiede im Ranking

Auch wer den oft und gern zitierten Ausspruch „Nicht für spezielle Suchmaschinen, sondern für den Benutzer optimieren!“ zu seinem Leitsatz gemacht hat, versteht die unterschiedlichen erzielten Ergebnisse besser, wenn einige der potentiellen Faktoren kennt, ohne sich von seinem Pfad abbringen lassen zu müssen.

  • Links: Je nach Wettbewerbsumfeld – mehr oder wenger stärker mit ansteigendem Suchvolumen für den jeweiligen Begriff – ist in allen Suchmaschinen irgendwann das Thema „Links“ bekanntermaßen weitaus bedeutsamer als OnPage-Faktoren. Und da z. B. Google und Bing durchaus unterschiedlich mit Qualität und Quantität von Links umgehen, kann es z. B. bei Bing „mehr“ bringen, Massen von Links zu haben, obschon diese vielleicht für Google eher wertlos sind (oder im Zeifelsfall dort vielleicht sogar – für das betreffende Keyword – mehr Schaden als Nutzen bringen). Soll das nun heißen, dass man sich massenhaft nach Spam riechende  Links  besorgen sollte, weil das bei Bing vielleicht was bringt? Natürlich nicht.Davon abgesehen ist es auch nicht nur die reine Anzahl der Links, sondern es werden auch Faktoren „rund um diese Links“ in jeder Suchmaschine anders gewertet. Ankertexte der Links, die Umgebung auf den linkgebenden Seiten, die Titel dieser Seiten etc. bilden eine Vielzahl weiterer Stellschrauben, die bei jeder Suchmaschine andere Auswirkungen haben.
  • OnPage-Faktoren: Viele der Dinge, die Sie als Webmaster angegangen sind, um Ihre Inhalte suchmaschinenfreundlicher zu machen, werden ebenso sehr unterschiedlich durch Google, Yahoo, Bing oder andere Suchmaschinen honoriert. So ist es Google mittlerweise offiziell „egal“, was Sie mit dem Keywords-Tag in den Metadaten anfangen. Wenngleich diese Angaben auch bei Bing keinen nennenswerten Effekt entwickeln, so mag dies bei anderen Suchmaschinen anders ausfallen. Auch wer denkt, er pflegt die Description nur, damit diese vielleicht als Snipplet bei Google Verwendung findet, der kann sich damit trösten, dass andere Suchmaschinen diese und andere Angaben heute oder morgen vielleicht doch für das Ranking verwenden.Effektvoller sind aber z. B. Dinge wie Titel, Überschriften, Keyworddichte etc. Für das Ranking bei Google ist es so immer unwichtiger geworden, die Keywords auch tatsächlich in Überschriften unterzubringen, während der Effekt bei Bing (noch?) stärker auszufallen scheint. Auch höhere Keyworddichten verdaut Bing in Einzelfällen noch, wo Google bereits den Spamgeschmack auf der Zunge spürt und mit Filtern für das betreffende Keyword reagiert. Aber auch hier: Wollen Sie sich ernsthaft als „einzelkämpfender“ Webmaster damit herumschlagen und auf die folgenschwere Tour herausfinden, wo bei welcher Suchmaschine die Grenzen für Ihren speziellen fall genau liegen? Genau – lassen Sie es lieber und bleiben bei Ihrem oben zitierten Leitsatz.
  • Domainname und Seitenandressen: Aktuell gibt es bei Google  einige Bewegung in der Bewertung von „Keyworddomains“, in denen einzelne oder kombinierte Suchbegriffe bereits im Domainnamen vorkommen. Und selbst, wenn man nur diese eine Suchmaschine betrachtet, gibt es schon Unterschiede darin, wie z. B. kombinierte Begriffe „funktionieren“, wenn diese mit einem Bindestrich oder zusammen geschrieben werden. Bing wiederum hat schon zuvor Keyworddomains im weitesten Sinne „bevorzugt“ und tut dies noch heute… allerdings eben auch unter ständig wechselnden Vorzeichen und mit unterschiedlicher Gewichtung begleitender Faktoren. Jenseits der Adresse der Startseite kommen dann weiter Punkte wie die Länge eines Pfades, die Verwendung von Keywords (manchmal durch CMS unvermeidbar auch doppelt),  Parametern etc. in der Adresse usw. dazu – Also ein Haufen an Faktoren, die die Unterschiede im Ranking erklären können.
  • TLD (de, com, info etc.): Vollkommen unabhängig von Keyworddomains oder anderen Fragen erreichen Sie auch unterschiedliche Ergebnisse bereits wegen der Wahl des „Standorts“ Ihrer Domain. Und dummerweise liegt es auch wieder ganz am Umfeld und den Keywords, ob Sie nun bei Google z. B. mit einer .info-Domain mehr erreichen können oder weniger als bei Bing… oder umgekehrt.
  • Dateitypen: Es mag vorkommen, dass Sie für einen bestimmten Begriff gar nicht mit einer HTML-Seite, sondern mit einem PDF-Dokument ranken. Während es bei Google möglich ist, den Treffer mittlerweise direkt (via Google Docs) aus den Suchergebnissen heraus zu betrachten, geht das bei Bing heute noch nicht, morgen aber vielleicht schon und schupps… wird sich vielleicht auch das Ranking für diesen Teil Ihrer Website ggf. wieder ändern… oder Sie ranken mit anderen Inhalten für den gleichen Begriff.  Suchtreffer in Word- oder Excel-Dokumenten sind zudem nach wie vor naturgemäß bei Bing oft besser platziert als bei Google… aber auch das sollte Ihnen eigentlich mehr oder weniger egal sein, wenn Sie für alle für Sie wesentlichen Begriffe relevante Inhalte auf HTML – Seiten bereithalten; unabhängig davon, ob es sich um eine statische oder dynamische bzw. durch Rewriting statisch „aussehende“ URL handelt.

Bing-Tools

Wer sich mit „Bing-SEO“ auseinandersetzt, sollte zumindest das tun, was er auch „speziell“ für Google getan hat. Sprich: Wer z. B. eine XML-Sitemap pflegt und in den Google Webmaster-Tools für die eigene Domain hinterlegt hat, sollte auch dafür sorgen, dass Bing von der Existenz dieser Sitemap weiß. Der einfachste Weg ist freilich die Verlinkung der Sitemap in der robots.txt, da dieser Verweis von Google, Yahoo und auch Bing gefunden und beachtet wird. Die zweitbeste Option ist die Nutzung der „Webmaster Center Tools“, direkt gefolgt von der einmaligen „Meldung“ der XML-Sitemap mittels direktem Aufruf einer Adresse wie http://www.bing.com/webmaster/ping.aspx?sitemap=www.meinedomain.com/sitemap.xml, die Bing über Existenz und Ort der Sitemap informiert.

Generell ist aber – auch über die Anmeldung einer Sitemap hinaus – ein regelmäßiger Blick in die Webmaster Center Tools keine schlechte Idee. Sie erreichen diese über bing.de/webmasters oder über den entsprechenden Link in der Bing Webmaster-Toolbox. Dort finden Sie auch weitere hilfreiche Ressourcen wie z. B. die hauseigenen Bing SEO-Tipps.

Wer sich in die Neuerungen bei Bing aus Sicht eines Webmasters einlesen will, findet zudem eine gute Zusammenfassung (ebenso in englicher Sprache) in einem speziellen Bing-Whitepaper für Webmaster (Link führt zur PDF-Fassung). Während die meisten der hier beschriebenen Besonderheiten für die typische kleinere Website kaum von Belang sein sollten, sollte sich der „bing-bewusste“ (;)) Webmaster zumindest mit der Frage befassen, ob er Bing die Erstellung von Auszügen zur Vorschau gestatten will, die ein gewisses Potential dafür haben, die Frage eines Besuchers schon vor dem Klick auf Ihre Seite so umfassend zu beantworten, dass er gar nicht erst zum Besucher für Ihre Website wird.  Für alle, die sich nicht die Mühe mit dem Whitepaper machen wollen:

<meta name=“msnbot”, content=“nopreview” />

verbietet Bing die Erstellung / Verwendung solcher Auszüge.

Fazit

Bing macht viele Dinge anders als Google oder Yahoo, wodurch sich die Unterschiede in den Details bei einzelnen Suchanfragen erklären. Generell ist es aber nach wie vor keine schlechte Idee, sich als Webmaster mit beschränkten Ressourcen nicht auf eine bestimmte Suchmaschine zu konzentrieren, sondern „allgemein“ suchmaschinenfreundliche Inhalte zu erstellen und in geeigneter Weise anzubieten. Die Frage, ob man sich dem Kampf um lukrative Begriffe stellen sollte oder auf den LongTail „angewiesen“ ist, wird definitiv nicht für einzelne Suchmaschinen beantwortet. Prinzipiell gibt es in den Toptreffern oft sehr viele Überschneidungen; dennoch werden sich die jeweiligen Rankingfaktoren auch in Zukunft stets für jede Suchmaschine individuell anpassen. Features, die die eine Suchmaschine kennt, werden in der anderen zudem früher oder später ebenso nachgeliefert. Aktuelles Beispiel ist das Thema „Social Search“. Konkrete Dinge wie die Anbringung des o. g. Metatags speziell für Bing sind eher die Ausnahme und gewinnen oder verlieren den Krieg nicht allein, sondern immer im Kombination mit vielen anderen Faktoren. Insofern braucht der typische Webmaster sich nur geringfügig „eigens“ um Bing zu sorgen. Die Nutzung von Ressourcen wie Webmaster-Tools etc. sind allerdings ganz sicher für jeden empfehlenswert, der sich bereits regelmäßig mit den entsprechenden Pendants von Google befasst.